Von der ersten Idee bis zum Anerkennungsgesuch: So entsteht ein HF-Studiengang
Was braucht es, um einen zukunftsorientierten HF-Studiengang zu entwickeln? Mehr, als man denkt. Wir geben einen Blick hinter die Kulissen: von der ersten Idee bis zum offiziellen Anerkennungsgesuch.
Es gibt Momente im Bildungsbereich, die leiser beginnen, als man es vielleicht erwarten würde. Kein grosser Knall, kein offizieller Akt, sondern einfach eine Idee. Eine Vorstellung davon, wie ein Bildungsgang an einer Höheren Fachschule aussehen könnte, wenn er sich an der Individualität der Studierenden orientiert und nicht nach dem Giesskannenprinzip funktioniert.
So begann auch der Weg zu unserem HF-Studiengang Eidg. dipl. Betriebswirtschafter:in. Ein Weg, der uns über viele Monate begleitet hat und vor einigen Monaten in einem wichtigen Meilenstein mündete: der Einreichung des offiziellen Anerkennungsgesuchs.
Der Ursprung einer Idee
Die Grundüberlegung war schnell formuliert: Menschen brauchen Bildung, die sie weiterbringt und zur heutigen flexiblen Arbeits- und Lebenswelt passt. Bildung, die praxisorientiert ist und Handlungskompetenzen fördert.
Genau deshalb wollten wir einen Studiengang schaffen, der diese Philosophie in einer modernen, klar strukturierten und arbeitsmarktorientierten Form umsetzt. So, wie wir es auf der eHF verstehen und gestalten.
Doch zwischen einer Idee und einem anerkannten HF-Studium liegt ein anspruchsvoller, klar geregelter Prozess.
Von der Vision zur Struktur
Der erste Schritt bestand darin, aus der Vision ein Konzept zu entwickeln. Der bereits bestehende Rahmenlehrplan (RLP) für Betriebswirtschafter:innen HF gab die Leitplanken vor:
- Welche Handlungskompetenzen müssen vermittelt werden?
- Wie viele Lernstunden müssen erbracht werden?
- Wie sieht das Qualifikationsverfahren aus?
Auf dieser Grundlage begann die strukturierte Umsetzung. Es ging nicht darum, den RLP abzuschreiben, sondern ihn mit Leben zu füllen. Unsere didaktische Haltung, die Ausrichtung auf digitale Kompetenzen, der Fokus auf berufliche Anwendung und der moderne digitale Ansatz der eHF mussten in Einklang gebracht werden mit den formalen Anforderungen der MiVo-HF.
Ein Bildungsgang entwickelt sich ins Detail
Schnell zeigte sich: Ein HF-Studiengang lebt nicht von einem einzigen grossen Konzept, sondern vom Zusammenspiel vieler präzise ausgearbeiteter Bausteine. Dazu gehörten unter anderem:
- ein didaktisches Konzept, das Kompetenzorientierung messbar macht
- das Transferkonzept, das den Praxistransfer systematisch verankert
- klare Prozessbeschreibungen zu Zulassung, Eignungsabklärung und Sur-Dossier-Aufnahmen
- ein Wissensmanagement, das sicherstellt, dass Lernmaterialien, Feedbacks und Prozesse laufend verbessert werden
- ein Qualitätsmanagementsystem, das Standards überwacht und Entwicklungen dokumentiert
- detaillierte Modulbeschreibungen für sämtliche Fachbereiche
- und natürlich ein vollständiges, aktuelles Studienreglement.
Diese Elemente müssen nicht nur inhaltlich überzeugen, sondern auch nahtlos ineinandergreifen. Ein HF-Studiengang ist letztlich ein Gesamtsystem. Und dieses System muss stabil, konsistent und langfristig tragfähig sein.
Unterstützung durch die kantonale Dienststelle
Ein besonders wertvoller Teil dieses Weges war die Zusammenarbeit mit der kantonalen Dienststelle Berufs- und Weiterbildung. Sie begleitete uns mit:
- organisatorischer Beratung,
- konstruktiven Rückmeldungen,
- und wertvollen Hinweisen zur Auslegung der Vorgaben.
Diese Unterstützung hat dazu beigetragen, dass unser Studiengang den regulatorischen Anforderungen entspricht. Die Zusammenarbeit mit der Dienststelle Berufs- und Weiterbildung war ein Mehrwert und zeigte, wie partnerschaftlich Bildungsqualität in der Schweiz entwickelt wird.
Das Anerkennungsdossier
Als schliesslich alle Grundlagen und Konzepte präzise ausgearbeitet waren, entstand das vollständige Anerkennungsdossier. Es umfasst viele zentrale Elemente, darunter:
- Studienreglement
- Didaktisches und methodisches Konzept
- Transferkonzept
- Modulbeschreibungen
- Qualitätsmanagementsystem
- Konzepte zu Zulassung, Eignungsabklärung und Wissensmanagement
- Nachweise zur Organisation, Rechtsform und Abschlussgarantie
- Qualifikationen der Lehrpersonen
- Lernstundennachweis
- Diplom sowie Leitfaden für Diplom- und Projektarbeiten
Jedes dieser Elemente trägt zum Gesamtbild bei.
Der Moment der Einreichung
Als das Dossier vollständig war, wurde es offiziell eingereicht. Ein aktiver und sehr bewusster Schritt: Denn ab diesem Moment beginnt die externe Prüfung durch die zuständigen Stellen.
Es ist ein Moment, der zweierlei zeigt: Erstens, dass die intensive Arbeit dahinter abgeschlossen ist.
Und zweitens, dass wir bereit sind für die nächste Phase: den Dialog und die fachliche Prüfung im Anerkennungsverfahren.
Warum dieser Prozess wichtig ist
Der Anerkennungsprozess ist nicht nur eine formale Hürde. Er ist ein Qualitätsversprechen gegenüber Studierenden, Arbeitgebern, Branchenverbänden und der gesamten Bildungslandschaft. Er stellt sicher, dass ein HF-Studiengang:
- klare Kompetenzziele verfolgt
- didaktisch durchdacht ist
- organisatorisch stabil aufgebaut ist
- und einen geschützten, eidgenössisch anerkannten Abschluss garantiert.
Für uns ist dieses Verfahren ein Ausdruck von hoher Professionalität. Denn ein HF-Studium prägt Karrieren, öffnet Türen und stärkt die Schweizer Berufsbildung.
Ein Weg, der weitergeht
Mit der Einreichung des Anerkennungsgesuchs ist ein wichtiger Meilenstein erreicht. Doch der Prozess selbst geht weiter: durch den Austausch, durch Rückfragen, durch Präzisierungen und durch die kontinuierliche Weiterentwicklung des Konzepts. Während der ersten Durchführung wird der Bildungsgang über drei Jahre hinweg von externen Fachpersonen begleitet und geprüft.
Was bleibt, ist die Gewissheit, dass aus einer ersten Idee ein professioneller, zukunftsorientierter und arbeitsmarktrelevanter HF-Studiengang entstanden ist. Und dass wir ihn mit voller Überzeugung auf den Weg gebracht haben.
